Nach etwas oberflächlicher Recherche bin ich der Meinung, das Internet quillt über von Anleitungen zur Verschlüsselung ganzer Partitionen, ja ganzer Rechner (bis auf den MBR), mit allen Auswüchsen, die man sich denken kann und auch noch Motivationen und Begründungen dazu. Verschlüsselung der root-Partition, LVM auf einem verschlüsselten physical volume, verschlüsselte logical volumes in ansonsten unverschlüsselten LVM Dingern, das ganze noch mit und ohne RAID oder mit /boot noch auf dem USB-Stick, wahlweise mit Keyfiles oder herkömmlichen Passwörtern usw. Die Ansätze zur Verschlüsselung sind ähnlich vielfältig: dm-crypt mit und ohne luks, das klassische loop-aes oder truecrypt, um nur einige zu nennen.
Ich will einfach nur unter Debian Lenny eine Datenpartition verschlüsseln, kein RAID, kein LVM, boot-, root- und swap-Partition dürfen auch unverschlüsselt bleiben und das ganze am besten ohne einen eigenen Kernel kompilieren zu müssen und ohne Installation mit Live-CD oder sonstigen Spielerchen.
Ich habe also HowTos, Tutorials und manpages gewälzt und die Wahl fiel auf dm-crypt mit luks. Das ist aktuell, es ist alles bei Debian schon dabei und der Kernel muss nich neu kompiliert werden. Kurz noch die Grundvorraussetzungen hier: /boot auf CF-Karte als hda1, root-Partition ist hdd1 und swap hdd2, die Daten sollen alle auf hdd3 landen. Die ganze Einrichtung spielt sich mit root-Rechten ab, da wir nicht bei Ubuntu sind, einfach als root einloggen dafür! Die ersten Schritte bestehen darin, die nötigen Kernel-Module zu laden und das Programm cryptsetup zu installieren:
modprobe aes
modprobe dm-crypt
modprobe dm-mod
aptitude install cryptsetup
Die Partition, die verschlüsselt werden soll, darf nicht gemountet sein, ein Mountpoint sollte für später vorhanden sein, einfach das gewünschte Verzeichnis anlegen. Bei mir wird das /mnt/data sein. Als nächstes wird die Partition für die Verschlüsselung vorbereitet und geöffnet, quasi dem Device-Mapper bekannt gemacht. An diesem Punkt bitte darauf achten, dass alle Daten, die sich noch auf /dev/hdd3 befinden, danach unwiederbringlich verloren sind.
cryptsetup -c aes-cbc-essiv:sha256 -y -s 256 luksFormat /dev/hdd3
cryptsetup luksOpen /dev/hdd3 data
Beim ersten Aufruf wird nach einem Kennwort gefragt, das später als Schlüssel dient. Der zweite Aufruf öffnet sozusagen die verschlüsselte Partition, daher ist das Kennwort nochmal einzugeben. Jetzt kann man über /dev/mapper/data auf die verschlüsselte Partition zugreifen. Der erste Schritt: formatieren. Ich habe das ganze mit einer etwa 227 GB großen Partition und einem Pentium 133 getan. In der Zeit kann man ganz entspannt Kaffee kochen, trinken, die Kaffeemaschine sauber machen, Pizza backen, Pizza essen, den Ofen sauber machen…
mkfs.ext3 -v -L DATA /dev/mapper/data
Mounten klappt von Hand dann schonmal. Jetzt soll es noch so eingerichtet werden, dass die Partition auch beim Boot gemountet wird. Dazu werden die nötigen Kernelmodule, die vorhin von Hand geladen wurden in /etc/initramfs-tools/modules/ eintragen. Das sind
aes
dm-crypt
dm-mod
sha256
Danach nochmal die initrd neu bauen lassen mit
update-initramfs -u -k all
Als nächstes wird die /etc/fstab angepasst. Dort einfach /dev/hdd3
durch /dev/mapper/data
ersetzen oder die Zeile neu anlegen. Weiterhin ist es noch nötig, die Datei /etc/crypttab anzupassen:
data /dev/hdd3 none luks,retry=1,cipher=aes-cbc-essiv:sha256
Das war’s. Das ist alles, mehr ist nicht zu tun. Beim booten wird man nach dem Passwort gefragt, der Rest läuft wie gewohnt. Noch ein Wort zur Performance: da nur die Datenpartition verschlüsselt ist, machen sich natürlich nur Zugriffe darauf bemerkbar. Kopieren mit rsync+ssh lastet den Rechner voll aus, das war vorher auch schon so, da ssh hier den Prozessor bereits zu voller Auslastung treibt. Mit zusätzlicher Verschlüsselung der Datenpartition sieht das in top dann so aus, als würden ssh und kcryptd/0 zu ungefähr gleichen Teilen für die CPU-Last verantwortlich sein. Mehr Aussagen kann ich dann machen, wenn die Daten wieder zurückgeschrieben sind, morgen oder übermorgen…
Klingt gut. Werde das mal diese Woche an meinem System (Ubuntu Server) nachvollziehen. Bei mir reicht es auch, wenn nur die Datenpartition verschlüsselt wird.
Wie sieht denn die Passwortabfrage beim booten aus? Gibts da ein Timeout – so das auch noch ein Remotereboot geht. Nicht das er da hängen bleibt
So ich habe dem Rechner jetzt etwa zwölf Minuten zugesehen, wie er auf die Eingabe des Passwortes wartet. Zwischendurch ist schon der Bildschirmschoner angegangen. Ich denke, es gibt kein Timeout, sondern der wird ewig warten. An einer Lösung mit Timeout wäre ich allerdings auch interessiert, obwohl mir das speziell mit diesem Rechner hier eigentlich egal ist, weil ich immer daneben sitze, wenn der benutzt wird.
Da doch so einige Leute hier vorbeikommen, habe ich mal noch ein paar Links zum weiterlesen eingefügt. Sehr interessant an dieser Stelle übrigens noch: Löchriger Käse – ein ausführlicher Bericht im Linux-Magazin von 2006, der auch mal die Implementierung der verschiedenen Verschlüsselungsansätze unter die Lupe nimmt.