Anfang 2007 habe ich bei Google ein Video eines sogenannten TechTalks gesehen: How Open Source Projects Survive Poisonous People (And You Can Too). Ben Collins-Sussman und Brian Fitzpatrick, beide aktiv an der Entwicklung von Subversion beteiligt, haben einen Vortrag gehalten über die Communitys, die hinter Open Source Projekten stehen und wie man dort am besten mit Leuten umgeht, die die Atmosphäre unter den Entwicklern vergiften. Das Video ist 55 Minuten lang und ich habe es das Jahr über an der einen oder anderen Stelle empfohlen, unter anderem auch beim Eisfair-Entwicklertreffen, von dem ich vor zwei Wochen berichtete.
Heute nun bin ich über die verschlungenen Pfade der Blogosphäre auf das Blog von Ben Collins-Sussman gestoßen. Dort finden sich allerlei interessante Beiträge unter anderem auch der Hinweis auf einen weiteren TechTalk aus dem Oktober 2007. Das Video ist fast 50 Minuten lang, aber nicht minder empfehlenswert, wenn auch nicht ganz so amüsant.
Letzte Woche habe ich mich im Büro mit einem Kollegen über genau das Thema unterhalten. Inwiefern können Unternehmen von der Freigabe ihres Quellcodes profitieren? Der Grund dafür, dass es eine längere Unterhaltung war, findet sich auch in dem oben zitierten Video: es gibt keine einfache Antwort. Im Vortrag erläutern Ben und Brian, was sie für den besten Weg halten, den Unternehmen gehen sollten, wenn sie tatsächlich ein Open Source Projekt in die Wege leiten wollen (egal ob auf Basis von vorhandem Code oder von Grund auf). Auf die konkrete Frage, wie sich das mit kommerziellen Interessen verträgt, haben sie auch keine Antwort, die sich in einem Satz zusammenfassen ließe. Viele Vorteile lassen sich nicht direkt in Verkaufszahlen messen, sondern sind nur sehr langfristig sichtbar und betreffen eher den Ruf einer Firma oder die Veränderung eines Software-Marktes. Die Software selbst wird auch besser, aber konkret höhere Profitaussichten durch das offengelegte Projekt, sind wohl kaum der Grund.
Ganz nebenbei wird nochmal der Kernpunkt für eine erfolgreiche Open Source Software erwähnt: eine gesunde Community. In diesem Punkt muss ich den Herren auch aus persönlicher Erfahrung voll und ganz recht geben. Man braucht ein Kernteam von einer Hand voll engagierten und fähigen Entwicklern, die sich gegenseitig respektieren, freundlich und gelassen untereinander sowie zu allen sind, die Fragen zum Projekt haben oder etwas beitragen wollen. Ein Entwickler reicht nicht und Teamwork ist unbedingt notwendig, sonst wird nichts aus dem Projekt.
Das soll als kurze Zusammenfassung zu den beiden Videos erstmal reichen. Ich sehe noch Raum für einen längeren Beitrag über die persönliche Motivation selbst etwas zu Open Source Software beizutragen oder über die Vorteile von Open Source Software im Allgemeinen. Zu den Möglichkeiten für Unternehmen sollte sich jedoch jemand äußern, der besser weiß, womit Firmen wie Trolltech oder MySQL AB ihr Geld verdienen.
“The world is full of jerks, except the Internet makes you feel they all live next door to you.”
Sehr schön gesagt. :)
Gerade auf F!XMBR gelesen, dass VIA jetzt auch auf den OpenSource-Zug aufspringt. Mal schauen, inwieweit die das packen. Bei Intel läuft das ja ganz gut, wenn ich da beispielsweise an die Treiber für Centrino WLAN denke.