Flexibles Issue Tracking mit roundup

Fuer den Einsatz in der Firma suche ich derzeit ein Bug- und Issue-Tracking-System. Nicht ausschliesslich fuer unsere Engineeringabteilung, sondern auch fuer die Jungs vom Service, die die Hilfeschreie entgegennehmen, wenn der Kunde (fliegendes Personal, und damit extrem ungeduldig) ausnahmsweise mal nicht von der Runway wegkommt.

Eins ist klar: Es muss Open-Source sein. Zum einen will ich nicht erst eine ellenlange Begruendung fuer die Finanzbuchhaltung schreiben, warum sie bitte schoen n+1 Euro fuer eine Software ausgeben sollen, deren Nutzen fuer die Firma sie ohnehin (wieder mal) nicht korrekt quantifizieren koennen. Zum anderen will ich nicht erst mit m+1 Vertrieblern von irgendwelchen Softwarebuden quatschen, die mir ihre “Marktfuehrer”-Loesung aufschwatzen wollen. Aber noch viel wichtiger: Ich will schnell mal eben was aendern koennen, wenn das Tagesgeschaeft es notwendig macht!

Also dann, Wikipedia ist mein Freund, und auf in die taktische Aufklaerung auf dem Softwarefeld: http://en.wikipedia.org/wiki/Comparison_of_issue_tracking_systems listet einen ganzen Wald von Optionen auf. Neben dem eierlegenden Wollmilchborstenviehmoloch “Bugzilla” existieren viele nette kleinere Systeme, die zwar nicht so dick auftragen, die dafuer aber umso schneller und wartbarer sind und fuer deren man Evaluierung man nicht erst im RDBMS herumfuhrwerken muss (bravo!). Web- und Email-Frontends sind anscheinend per stiller Konvention ohnehin ueberall dabei (wobei ich das Email-Frontend derzeit ueberhaupt nicht brauch’).

Besonderen Gefallen habe ich an Roundup gefunden, der ist nicht nur sehr flink, sondern vor allem sehr vielseitig. Eine der Uebersetzungen von Roundup aus dem Englischen ist “Razzia”, und dem Namen macht das kleine Softwarepaket alle Ehre: Neben PostgreSQL und MySQL kann Roundup auch mit sqlite umgehen, das macht das Testen sehr bequem; es bringt seinen eigenen Webserver mit, fuehlt sich aber im mod_python-erweiterten Apache2 genauso daheim; es laesst sich als Bugtracker, Trouble-Ticket-System, ToDo-Liste, persoenliche Zeiterfassung und sogar als Kaffeemaschine konfigurieren. Okay, die Kaffeemaschine ist jetzt gelogen, aber ich wette, lange dauert’s nicht mehr, dann gibt’s auch das! Nettes Feature: Pro Eintrag in die Issue Liste wird eine kleine Mailingliste angelegt, so dass alle Beteiligten/Interessenten ohne viel Aufwand verfolgen koennen, wie sich ein Problem seiner Loesung naehert.

Am besten gefaellt mir bei der Arbeit mit Roundup die Dokumentation, die mit Beispielen nicht geizt, wie man unkompliziert Erweiterungen am Datenbankschema und an den Eingabemasken und Ansichten vornehmen kann: http://roundup.sourceforge.net/doc-1.0/customizing.html. Die Beispiele wirken allesamt wie direkt aus der Praxis entnommen und geben selbst einem Python-Laien wie mir in kuerzester Zeit das Gefuehl, die Dinge wirklich in der Hand zu haben. Innerhalb eines Tages ist es mir gelungen, einen Protoypen zu basteln, in den wir exemplarisch mal ein paar der Bugs der letzten Wochen eingetragen haben. Der Tag Arbeit schliesst eine Customization der CSS-Stylesheets auf unsere Firmen-CI genauso mit ein, wie das Erstellen von automatisierten Reports ueber den Lebenszyklus von Kundenanfragen und Fehlermeldungen fuer die Geschaeftsleitung. Und demnaechst wird auch die Serviceabteilung angebunden, kann ja nicht laenger als einen Tag dauern. ;-)

Fazit: Ich frage mich, warum ich mir ueberhaupt andere Systeme angeschaut und nicht stattdessen gleich Roundup genommen habe. Hier finde ich alles, was ich brauche, um meinen Job zu erledigen, ohne viel Zeit von den Hauptaufgaben abzuzwacken. Ich wuenschte, es waer immer so einfach! Und ich komme von meinem Vorurteilen ueber Python weg, der Produktivitaetsgewinn macht die infantile Syntax locker wieder wett. ;-)

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