Monthly Archives: July 2007

Humor in Fachbüchern

Beim Studium von Fachbüchern freue ich mich immer, wenn der Autor auch ein wenig Humor beweist um den trockenen Stoff ein wenig aufzulockern. Bei meinem neuen Buch heißt es beispielsweise:

For instance, the following two identifiers are equivalent:
KoЯn
@KoЯn

Warum nicht auch mal den Namen bekannter Metal-Bands als Bezeichner benutzen? Ebenfalls schmunzeln musste ich bei dem beinahe törichten Versuch, die Lichtgeschwindigkeit ändern zu wollen:

A constant declaration is like a variable declaration, except that the variable cannot be changed after it has been declared:

const double speedOfLight = 2.99792458E08;
speedOfLight+=10; // error

Weiter hinten wird dann als Beispiel eine Klasse Astronaut benutzt. Die Instanz davon wird »forestGump« genannt, was in Kombination mit der Methode »Jump« durchaus witzig aussieht: forestGump.Jump(); *g*

Ist Google wirklich böse?

Ein SPIEGEL-Artikel vom 18. Juni, “Ein Tag ohne Google”, hat mich gemeinsam mit der Lektüre des Artikels “Politische Psychologie: Thomas Kliche weiter befragt” von Hanno’s Blog motiviert, doch einmal folgende Frage zu erörtern: “Ist Google wirklich böse?”

Google, obwohl zu Zeiten seines Aufstiegs wegen der guten und schnellen Suchmaschine bejubelt, verliert immer mehr an Ruf und Vertrauen. Schuld daran ist das, was Google überhaupt erst zu einer Suchmaschine macht: Das Sammeln, Aufbereiten und Wiederfinden jeglicher Daten, die sich im Internet anhäufen.

Aber noch einmal zum Kerngeschäft: Sammeln, Aufbereiten und Wiederfinden jeglicher Daten, die sich im Internet anhäufen.

Google wird so gern beschuldigt, unsere geheimsten und persönlichsten Daten preiszugeben und es jedem dahergelaufenen Kriminellen zu ermöglichen, unser Leben auszuspähen. Dabei zeigt uns Google eigentlich nur eins: Welche Daten wir selbst in die öffentlichen Weiten des Internet bugsiert haben und was theoretisch jeder Andere über uns wissen könnte.

Dass man nur mit Kenntnis eines Namens herausfinden kann, wer derjenige ist, wo er wohnt und wie er ist, wird durch Google mit Sicherheit begünstigt, jedoch keineswegs grundlegend ermöglicht. Die Informationen selbst kamen von anderen Stellen, die völlig unabhängig vom Suchmaschinenbetreiber existieren: Die Betroffenen selbst, die private Homepages betreiben, Institutionen, die Lebensläufe ihrer Angestellten veröffentlichen und schließlich auch Regelungen wie das Telemediengesetz, die von uns verlangen, Namen und Anschrift im Impressum zu hinterlassen.

Thomas Kliche hat im E-Mail-Interview folgendes geschrieben:

Die Einführung von neuen Überwachungspraktiken hat aber auch einen einfachen Nebeneffekt: Man gewöhnt sich dran. Man findet dann selbst Rechtfertigungen, warum es gar nicht anders geht, weil man ja selbst mitmacht.

Und auf die Frage hin, warum selbst Experten freiwillige Teilnehmer an solcher Informationsverbreitung wären:

Zeigt das nicht: Selbst kritischere Betrachter haben sich an Datensammlungen gewöhnt? Gerade die kulturell kompetenten Personen haben ja auch – wie Ihre Beispiele belegen – viel Nutzen von der Menge an leicht zugänglichen Unterlagen und Fakten.

Letztendlich hilft uns Google nur, die Informationen, mit deren Preisgabe wir ja doch gewisse Zwecke verfolgen, einfacher aufzufinden. Mit einem großen Vorteil: Google zeigt uns schnell und bequem, wie viel wir von uns selbst preisgegeben haben. Verfügbar haben wir sie selbst gemacht und es stört uns immer weniger, immer mehr Informationen herauszurücken.

“Wenn ich es nicht tu, macht es ein anderer” ist ein Satz, der häufig zitiert wird, um seine Handlungen zu rechtfertigen. Ich halte diesen Satz für überaus fragwürdig, jedoch trifft er in diesem Fall zu. Das Interesse an Informationen ist da, deswegen wird auch jemand danach suchen; in diesem Fall ist das Google. Das ganze WorldWideWeb ist schließlich zum Austausch von Informationen geschaffen worden.

Natürlich ist Google auch ein Unternehmen, das weiterwachsen, Geld verdienen, Konkurrenten verdrängen und die Aktionäre glücklich machen, die, wenn die Unternehmensführung von ihren geldgierigen Zielen abkommt, diese wohl skrupellos durch eine mit weniger Idealismus und Gewissen ersetzen würde. Deswegen wird der Nutzer dazu ermutigt, seine Kalender, Adressbuch, E-Mails und Dokumente ebenfalls bei Google abzulegen, auf dass sie durchsucht werden können. Jedoch habe ich bei noch keiner Google-Suche E-Mails, Kalenderdaten oder Kontaktinformationen anderer Personen gefunden. Ich halte Google nicht für schlimmer als jedes andere Unternehmen, das versucht, Geld zu verdienen und am Markt zu bestehen.

Trotzdem werden vermehrt Stimmen laut, die eine Abkehr vom Suchmaschinenbetreiber fordern. Folgendes Gedankenexperiment: Angenommen, es gäbe Google nicht mehr. Was würde sich ändern?

Zuerst einmal wären wir eines sehr mächtigen Werkzeuges beraubt, das es uns erlaubt, anhand weniger Stichwörter relevante Informationen zu finden. Man mag argumentieren, dass es andere Suchmaschinenbetreiber gibt. Diese würden jedoch, wenn sie Ersatz für Google sind, ebenso wachsen und eines Tages abgeschafft werden.

Für die Informationen im Internet bedeutet das gar nichts. Wie oben schon angedeutet, ist es nicht Google, der die Informationen produziert. Es sind die Internetnutzer. Und die würden mit der Suchmaschine nicht verschwinden. Zwar wäre das Auffinden erschwert, im Sinne des Internets wird es aber prinzipiell immer möglich sein, dieselben Informationen zu erhalten. Wer gefunden werden möchte, verlinkt sich und wer seine Seite geheim halten möchte, kann dies auch heute schon tun. Ohne Link wird auch Google diese Seite nicht finden.

Kommen wir also zu dem Schluss, dass Google die Informationsflut weder verursacht noch fördert, sondern wir es selbst sind, die die Informationen in den öffentlichen Raum werfen. Alles, was Google tut, ist uns beim Suchen und Finden zu unterstützen – und uns einen Spiegel vorzuhalten, der zeigt, wie viel wir letztendlich preisgegeben haben. Darüber mag man verärgert sein, aber nur mit sich selbst. Die Einschränkung von Google beseitigt nur da Symptom, nicht aber die Ursache.

Die Auferstehung des Zaurus

Ich möchte mich mit einem Gerät beschäftigen, dessen Anschaffung mich 2002 eine Menge Geld gekostet hat und das seit dem bei mir herumliegt, weil in der Zeit keine Software entwickelt wurde, die es wirklich nutzbar macht: meinem PDA.

Es handelt sich um einen Sharp Zaurus SL5500-G, der von Sharp damals als Vorreiter einer neuen Generation von Handhelds auf dem Markt platziert wurde. Neben der für damalige Verhältnisse ausgezeichneten Hardwareausstattung war besonders, dass der Zaurus keine Eigenentwicklung von Sharp oder Closed Source Software, sondern Linux als Betriebssystem nutzt. Bis dahin wurden PDAs, überwiegend von Palm, mit eigener Software ausgeliefert, derer man nun wiederum selbst ausgeliefert war. Änderungen oder Erweiterungen von Seiten der Nutzer waren kaum möglich. Dies sollte nun ein Ende haben, das Sharp unter anderem mit der Einführung des Begriffs Personal Mobile Tool einläuten wollte.

Leider ist die Vision nicht aufgegangen und trotz der Bemühungen, eine Community um den Sharp herum aufzubauen und einem Nachfolger, der schon mehr an einen Kleinrechner erinnert, kam das Gerät in Europa nicht an. Schuld waren wohl die hohen Preise für das Gerät, etwa das fünffache eines herkömmlichen PDA, und der Umstand, dass solch ein Mini-Computer eigentlich nur für Bastler wirklich interessant ist. Eine Menge Programme wurden zwar geschrieben oder angepasst, selten wurde dabei jedoch Rücksicht auf die Besonderheiten der Benutzerschnittstelle genommen und auch die Synchronisation der Daten war stets problematisch. Der Name Zaurus, der ganz bewusst vom Dinosaurier abgeleitet ist, wurde zum Programm.

Der Zaurus war für damalige Verhältnisse sehr gut ausgestattet und auch heute kann man mit der Hardware noch einiges anfangen, auch wenn sie nicht auf dem neusten Stand ist. Zur Ausstattung gehören (alle Angaben ohne Gewähr):

  • Ein 240×320 Pixel großes Display mit einer Farbtiefe von 12 Bit und TouchScreen-Funktionalität, die sowohl mit dem Stift als auch dem Finger nutzbar ist
  • Ein Feld, das die wichtigsten Buttons zur Navigation und Schnellauswahl enthält
  • Eine Tastatur, die sich unter diesem Feld befindet. Trotz der geringen Größe kann man darauf erstaunlich gut tippen
  • Ein CF-Slot, mit dem sich das Gerät WLan-fähig machen lässt
  • Ein Slot für SD-Karten zur Speichererweiterung
  • 64MB interner Speicher
  • natürlich noch viele Dinge mehr, die jedoch für die Planung der Softwareausstattung nicht direkt vordergründig sind

Zum Aufladen und synchronisieren der Daten ohne WLan-Erweiterung kann man den Zaurus auf ein Cradle stellen, der mit dem Ladegerät verbunden ist und zusätzlich per USB an den PC angeschlossen werden kann.

Zusammen mit der Transporthülle hat das Gerät ungefähr die Größe eines Taschenplaners. Damit ist es zwar zu groß, um so bequem mobil wie ein Handy zu sein, jedoch völlig hinreichend, wenn man eine entsprechende Ausstattung sowieso mit sich führen muss.

Der Zaurus liegt bei mir, wird immer mal aufgeladen und betrachtet, hat mittlerweile sogar Zuwachs bekommen, weil ich einen ebenfalls nicht gebrauchten Zaurus günstig erwerben konnte, erfüllt aber keinerlei Nutzen. Deswegen mache ich mir gerade (ganz nebenbei und ohne “commitment” zu einem real existierenden Projekt) Gedanken darüber, welche Anforderungen ich denn an eine Software stelle, die den Zaurus wirklich nutzbar macht. Die Ergebnisse werde ich hier Stück für Stück posten.

C# für Ingenieure

In meinem Studium geht es auf die Zielgerade. Im Rahmen dessen beschäftige ich mich zur Zeit mit dem Microsoft Robotics Studio. Auf den ersten Blick eine interessante Sache: eine leistungsfähige Physik-Engine dabei, die sogar mit den PhysX Beschleuniger-Karten von AGEIA arbeiten kann, eine ansprechende 3D-Visualisierung aus der Spielewelt der Xbox (XNA Framework) und als Backend ein modulares System aus Services, die alle über HTTP kommunizieren – also wenn ich das richtig verstanden habe. ;-)

Die Geschichte fußt natürlich auf .NET und in den Tutorials wird man immer wieder mit der Nase drauf gestoßen, dass man doch bitte Visual Studio und C# benutzen solle. »Kann ja nicht so schwer sein«, hab ich mir gedacht und mir erstmal das einzig noch verfügbare Buch über C# aus unserer Bibliothek geholt. Die gut 230 Seiten hab ich in ein paar Stunden durchgearbeitet und bin um einige Erkenntnisse reicher:

  • Fußnoten können den Lesefluss erheblich stören.
  • Ich ärgere mich über Fußnoten, in denen Begriffe wie »Microsoft«, »Informatik« oder »Editor« erläutert werden. Ingenieure sind doch nicht dumm.
  • C# sieht C/C++ und Java sehr ähnlich.
  • Der Unterschied zwischen dynamischer Polymorphie und Interfaces ist esoterischer Natur, aber, da Java und C# keine Mehrfachvererbung unterstützen, sinnvoll.
  • Es gibt Software die besser geeignet ist, ein Buch zu schreiben als MS Word.

Die wichtigste Erkenntnis jedoch: wenn man die Grundkonzepte der Programmierung, also elementare Datentypen, Kontrollstrukturen, Algorithmen und auch OOP verstanden hat, ist die Syntax einer Sprache nur noch Nebensache und in wenigen Stunden drin. Der Umkehrschluss: um Programmieren zu lernen, kann man eigentlich eine beliebige höhere Sprache benutzen, die es ermöglicht die genannten Konzepte umzusetzen. Ob das jetzt wie in diesem Fall C# ist oder Java, Perl, PHP, Delphi, C++ usw. – eigentlich egal. Ich hab das an verschiedener Stelle schon behauptet und das heute sozusagen im Selbstversuch untermauert. *gg*

Notebook-Reparatur

Nachdem mein Notebook – Yakumo irgendwas, Jahrgang 2003 – mit einem immer aktuteren Wackelkontakt an der Ladebuchse heute gar keinen Strom mehr nehmen mochte, habe ich mir ein Herz gefasst und mich an der Reparatur desselbigen versucht.

Dabei musste ich die Erfahrung machen, dass es eine signifikante Gemeinsamkeit mit modernen KFZ gibt: Wenn man unter die Haube schaut – so man sie öffnen kann – sieht man, dass man gar nichts sieht. Natürlich muss bei einem Notebook darauf geachtet werden, die Hardwarekomponenten möglichst Platzsparend zu verbauen. Dass aber einmal eine Reparatur anstehen könnte, scheint überhaupt nicht Teil es Konzepts zu sein.

Zu der kompakten und speziellen Bauweise kamen drei Schwierigkeiten: Zuerst die technische, dass ich keinerlei Anleitung hatte, wie ich das Gerät überhaupt zuerlegen sollte; insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass es auch wieder funktionstüchtig zusammengebaut werden musste.  Zweitens der psychologische Druck des Wissens, dass es bei einem Bekannten mit gleichem Notebook-Typ schon einmal schiefgegangen ist. Und schließlich das logistische Problem, dass ich das Notebook so schnell wie möglich wieder brauche, um meine Arbeit erledigen zu können.

Ich machte mich also unter gewohnt sub-optimalen Voraussetzungen daran, mein einziges Notebook zu zerlegen. Anleitungen aus dem Internet haben mir nicht weitergeholfen. Zwar war der Tipp, mit dem Abmontieren der Tastatur zu beginnen, nicht so schlecht, jedoch musste zuerst die Blende oberhalb der Tastatur am hinteren Teil gelöst und nach unten herausgezogen werden, ehe die Schraube für die Tastatur sichtbar wurde. Ebenso mussten alle austauschbaren Hardwarekomponenten (Festplatte, Speicher, WLan-Adapter) entfernt werden, um an alle Schrauben zu kommen, die die Gehäusehälften zusammenhielten. Natürlich musste auch das Display abgeschraubt werden, um es an zwei mit leichten Steckern befestigten Schnüren baumelnd maximalem Risiko auszusetzen.

Schlussendlich konnte ich mich bis zum Mainboard vorarbeiten. Weiter aber auch nicht. Es ist mir partout nicht gelungen, das CD-ROM-Laufwerk zu lösen und damit das Mainboard aus der unteren Gehäuseschale zu nehmen. Schwierigkeit Nummer zwei im Hinterkopf habe ich darauf verzichtet, am Notebook in diesem labilen Zustand experimentelle Gewalt anzuwenden.

Auch wenn ich keinen direkten Blick auf die Lötstellen werfen konnte, bin ich doch zu folgender Diagnose gekommen: Die Buchse, mit der tagtäglich das Ladegerät mit dem Notebook verbunden wird, sitzt zwar noch fest auf der Platine – und das, obwohl keine weiteren Befestigungsmaßnahmen vorgesehen sind – jedoch ist sie in sich verzogen und wackelt. Das Ergebnis ist ein schnöder, aber nerviger Wackelkontakt, der sich aller Voraussicht nach progressiv verhalten wird.

Als nächstes werde ich nun wohl prüfen, ob ich eine Ersatzbuchse bekommen kann, an der kein komplettes Mainboard hängt (der Fehler trat vor drei Jahren schon einmal auf und wurde beim Garantie-Service in einem 4 Monate langen Prozess durch Austausch des Mainboards behoben) und mir das kaputte Gerät besorgen, um eine Probe-Operation vorzunehmen, herauszufinden, wie man das CD-Laufwerk entfernt und mir eine bessere Befestigung einfallen zu lassen.

Materielle Gewinne ergab die knapp zweistündige Aktion nicht. Aber ich weiß nun, wie mein Notebook auseinanderzunehmen ist und dass ich mich für solche Aufgaben nicht unbedingt freiwillig melden werde.

Warum wir IMPULS brauchen?

Vor einiger Zeit haben wir die Idee gehabt, dass ein Programm super wäre, das den Umgang mit den History-Daten von Instant Messengern wesentlich vereinfacht. Nicht nur dass die eingebauten Suchfunktionen der Clients oft miserabel sind, bei fortgeschrittenen Nutzer wie uns fällt die History nicht nur an einer Stelle an sondern gleich mal auf drei Rechnern von drei verschiedenen Clients. Die Idee: Zusammenführen der ganzen einzelnen Nachrichten in einem zentralen Archiv und ein leistungsfähiges Frontend zum Anzeigen, Durchsuchen und meinetwegen auch Statistiken generieren. Die Idee zu IMPULS (Instant Messenger Personal User Log Storage) war geboren. Geplant ist eine zentrale Datenbank und Anbindung an unterschiedlichste Clients wie mICQ, Licq, Miranda, Kopete, Adium usw. aber auch an Nachrichtensysteme von Browser-basierten Communities wie phpBB oder WebUni.

Gerade eben habe ich mir wieder gewünscht, IMPULS wäre bereits fertig. Ich konnte mich dunkel erinnern, dass mir ein Freund bei WebUni mal seine postalische Anschrift übermittelt hatte. WebUni speichert private Nachrichten, die der Nutzer nicht selbständig gesondert archiviert genau 30 Tage. Den Aufprall von meinem Kopf auf dem Schreibtisch hat man wohl in der ganzen Wohnung gehört…

Gute Arbeit

Gestern gehört in der ersten Besprechung zu meiner Diplomarbeit:

Entweder man schreibt ‘ne gute Arbeit, oder man macht gute Arbeit.

Das klingt nach einer Herausforderung beides in sechs Monaten unter einen Hut zu bekommen. *gg*

Zweigleisig Verfahren

Am Sonntag erschien im SPIEGEL online ein Artikel, der mich mal wieder in besonderem Maß zum Nachdenken angeregt hat: “Schön der Reihe nach statt Multitasking”.

Der Inhalt lässt sich kurz zusammenfassen: Das menschliche Gehirn kann sich nur auf eine Aufgabe bewusst und voll konzentrieren. Ist Aufmerksamkeit an mehreren Stellen notwendig, wird die Konzentration geteilt und Fehler treten auf. Wer effizient Arbeiten möchte, sollte zwei Aufgaben nacheinander erledigen und zwischen den Aufgaben eine kurze Pause machen. Wer dies nicht einhält, hat langfristig mit Schwierigkeiten zu rechnen, weil das Gehirn verlernt, kontextbezogene Informationen zu speichern – wie auch, ohne Kontext.

Gerade die jüngeren Generationen, die mit dem PC aufgewachsen und in das “Kommunikationszeitalter” hineingewachsen sind und sich nun in der Lage sehen, durch Flatrates ständig per ICQ, IRC und E-Mail zu kommunizieren, sind von diesem Problem betroffen. Nur allzu oft wird die Arbeit unterbrochen, wenn in der unteren rechten Ecke ein stilisierter Brief blinkt oder eine E-Mail auftaucht. Selbst wenn man sich vornimmt, eine Arbeit nicht zu unterbrechen, dies allen mitteilt (ICQ-Status Do-Not-Disturb) und eigentlich auf nichts geachtet wird – spätestens die Neugierde treibt uns dazu, doch in die Mailbox zu schauen, die E-Mail doch zu öffnen, doch darüber nachzudenken und doch noch zu antworten. Desgleichen ICQ: Zwar hat die Frage gerade gar nichts mit dem Thema zu tun, aber beantworten kann man sie doch eben schnell. Und da ICQ gar nichts kostet und in Griffweite ist, kann man auch schnell einen interessanten Gedanken herausschicken. Den der Empfänger – siehe Neugierde weiter oben – auch sofort liest und beantwortet.

Wie ruhig und arbeitsam waren doch die Zeiten, als man Briefe noch mit der Post verschickt hat: Man ist einmal am Tag zum Briefkasten gegangen, um die Post abzuholen und wurde forthin nicht mehr unterbrochen. Selbst das Telefon – eine der unhöflichsten Arten, einen Dialog einzuleiten – hat uns nicht so sehr von der Arbeit abgehalten wie die modernen Medien E-Mail und ICQ. Stundenlang telefoniert hat nur, wer gerade nichts anderes zu tun hatte, Briefe wurden nur geschrieben, wenn es wichtig war oder wenn sich genug erzählenswertes gefunden hatte. Wer heute am PC nebenbei mehrere ICQ-Fenster geöffnet hat, bekommt meist gar nicht mit, wie viel Zeit er damit verbringt – und wie wenig er dadurch schafft.

Ich bin Optimist, kein Jammern ohne Gedanken an eine Lösung!

Das Problem ist offensichtlich, dass unsere “moderne Kommunikation”, wie ich ICQ und E-Mail einmal zusammenfassen möchte, so sehr in unsere Arbeitsumgebung integriert sind, dass wir sie nicht mehr ausblenden können, andererseits jedoch so viel Aufmerksamkeit erfordern, dass sie uns von der Arbeit abhalten.

Eine Lösung kann sein, die Kommunikation komplett vom Arbeitsmittel PC zu trennen. Das bringt zwei Vorteile: Erstens kann man dieses Gerät dann beiseite legen oder ausschalten, so dass es einfacher wird, es während der Arbeit zu ignorieren. Zweitens muss der PC für die Kommunikation nicht eingeschaltet sein. Da ein Desktop-PC wesentlich mehr Energie verbraucht, als ein spezialisieres Geraet, das vielleicht auch noch auf den Akku-Betrieb ausgelegt ist (aka Handy), tun wir damit auch noch etwas für die Umwelt.

Ein weiterer Ansatz ist eine kontextbezogene Aufteilung der Kommunikation. Anstatt jede E-Mail und jede ICQ-Nachricht ungefiltert zu erhalten, werden nur jene Nachrichten zugestellt, die sich auf die aktuelle Arbeit beziehen. Damit wird auch ermöglicht, die Kommunikationsmittel weiterhin zu nutzen, obwohl sie eigentlich aus der aktuellen Arbeit ausgeblendet werden. In unserer werkzeug-orientierten Arbeitswelt erledigen wir das derzeit über mehrere Accounts: Es werden verschiedene E-Mail-Adressen verteilt und ein weiterer ICQ-Account angelegt. Optimal ist das nicht, denn man muss nun mehrere Accounts verwalten und ist letzendlich auch auf wenige Rollen beschränkt. Wenn sich der Kontextbezug durchsetzt, erhöhen sich die Chancen, dass der Kommunikationspartner ebenfalls einen Kontext setzt und ohne weiteres Zutun die Nachrichten entsprechend getaggt sind und gefiltert werden können.

Diese beiden technischen Ansätze lösen natürlich nicht das soziale Problem: Wir müssen lernen, mit den neuen Medien umzugehen, auf der Arbeit nicht über privates zu plaudern, selbst wenn die Person, der wir unbedingt etwas erzählen wollen, gerade im ICQ ist, und die Statusinformationen (eine Errungenschaft der Instant Messenging Tools gegenüber der Telefonie, die sich seltsamerweise noch nicht auf das Handy ausgebreitet hat) sowohl setzen als auch beobachten. Wir müssen uns verstärkt darüber im Klaren werden, was die neuen Kommunikationsmittel für uns selbst und unsere Umwelt bedeuten.

Nachtrag: Auch wenn ich mich auf E-Mail und ICQ beschränke, sind hierbei ebenfalls jede andere Online-Kommunikation sowie Telefonie, insbesondere Mobiltelefonie und SMS gemeint. Unser Neugierde und die Angst, etwas zu verpassen, machen Erreichbarkeit zu unserer Hauptbeschäftigung.

Werkzeuge für den modernen Politiker

Eigentlich wollte ich die Links auf ein Video der ARD-Kinderreporter, die in den letzten Tagen durch meinen RSS-Reader tröpfelten, ignorieren. Aber nachdem Fontblog, law blog und jetzt auch noch Spiegel Online darüber berichtet haben, hab ich mich doch mal zum Ursprungsbeitrag (?) im Blog netzpolitik.org durchgeklickt. (Video gibt’s auch direkt bei Sevenload.)

Da fällt mir doch vor Schreck der Löffel in den Tee. Wer weiß, was der Schäuble geantwortet hätte?! Aber das dürfte von ähnlichem Kaliber sein. Eigentlich dürfte ich diesen Beitrag hier gar nicht schreiben können, so sprachlos wie ich bin.