Als die Europäer das amerikanische Festland eroberten und die fälschlicherweise als Indianer bezeichneten Ureinwohner verdrängten, brachten sie neben Waffen und billigen Geschenken unbeabsichtigt noch etwas anderes mit: Krankheiten, gegen die sie selbst resistent waren, die den Indianern aber schwer zusetzten.
Warum erzähle ich das?
Als Linux in verschiedenen Distributionen begann, den Desktop zu erobern und mit der Ausbreitung des Internets auch Viren, Würmer und andere Malware populär wurden, stellte sich eines heraus: So richtig betroffen waren nur die Windows-Nutzer. Einen Virus für Linux zu schreiben, war ungleich schwerer und die Zahl der Nutzer war doch nicht hoch genug, als dass es sich lohnte. Folglich ist der Linux-Nutzer (und jeder Nutzer anderer Betriebssysteme) gegen die Windows-Viren resistent. Was besagten Nutzer jedoch nicht davor bewahrt, unwissend Überträger zu sein. Denn niemand verhindert, dass er auf seiner Festplatte, seinem USB-Stick und in seinen E-Mails Dateien hat, die eine Form von Schädling enthalten. Ein Windows-Nutzer, der eine Datei eines Linux-Nutzers weniger argwöhnisch öffnet, weil er ihm vertraut, wird so doch das Opfer einer Attacke gegen sein System. Ein Vertrauensbruch, der so nicht beabsichtigt war.
Jeder Windows-Nutzer lernt beizeiten, einen Virenscanner zu installieren, um sich gegen Schädlinge zu schützen. Linux-Nutzer fühlen sich sicher und brauchen solche Software nicht. Damit werden sie zum idealen Überträger, da sie nicht einmal wissen, was sich auf ihrer Platte tummelt.
Aufgefallen ist mir das, als mir jemand schrieb, in einer von mir hochgeladenen Datei (die ich auch von anderer Stelle per USB-Stick empfangen habe) einen Virus entdeckt zu haben. Zwar handelte es sich um einen Fehlalarm, trotzdem macht dies eines klar: Selbst wer nicht betroffen ist, sollte seinen Datenbestand hin und wieder nach Viren untersuchen!
Freie Virenscanner gibt es zum Beispiel mit ClamAV, die man per Cron-Job regelmäßig über seine Daten jagen kann. USB-Sticks lassen sich bei Bedarf automatisch überprüfen, wenn man auf die Daten zugreift, und schon ist das Netz ein wenig dichter und die Gefahr, selbst zur Virenschleuder zu werden, ein Stück geringer.
Was möglicherweise den Rechner nicht so aus der Fassung bringt, ist den Virenscanner laufen zu lassen, wenn der Rechner sowieso mit regelmäßigen Jobs beschäftigt ist, beispielsweise in Verbindung mit einem Backup-Job. Das stellt dann auch sicher, dass keine Viren im Backup landen.
Nun, prinzipiell hast du Recht.
Allerdings sehe ich da trotzdem ein (großes) Problem: die Windows Welt kommt heute schon nicht hinterher, alle auftretenden Schädlinge zu (er)kennen. Erst recht nicht zeitnah.
Also kann das Scannen der eigenen Dateien unter Unix (inkl. Linux) nur ein Notbehelf sein, der am eigentlichen Problem trotzdem nichts ändert.
Im Gegenteil: du gibst deinen USB-Stick weiter mit der Aussage “habe ich auf Viren geprüft” und kannst dir trotzdem keineswegs sicher sein, dass da wirklich keine Viren drauf sind. Das von dir angesprochene Vertrauen wird dadurch allerdings noch erheblich mehr beschädigt.
Ja, kein Virenscanner kann garantieren, dass ein Rechner virenfrei ist und von dieser Annahme sollte auch kein Linux-Nutzer ausgehen.
Aber jeder Virus, den ich finde, ist ein Virus weniger, der verbreitet werden kann. Auch wenn absolute Sicherheit nicht gewährleistet werden kann, halte ich es für sinnvoll, die möglichen Maßnahmen zu ergreifen.
Ich muss ja auch nicht explizit dazusagen und garantieren, dass ein USB-Stick virenfrei ist (das kann ich sowieso nicht). Ich versuche damit nur, zu ein bisschen mehr Sicherheit beizutragen.